Dienstag, 11. Februar 2014

Winterschlaf beendet

So, Winterschlaf beendet.
Am WE war ich wieder auf der Straße. In den letzten beiden Wochen hatte sich mein Schlafrhythmus wieder einer gewissen Normalität angepasst, so dass ich mich mächtig schwer tat mit dem selbst gewählten Arbeitsbeginn um 6 Uhr morgens. Und auch mit dem üblichen Ablauf. Keine Lust auf Partyvolk und betrunkene Nachtschwärmer. Also was tun? Irgendwohin, wo man in Ruhe den Arbeitsbeginn einläuten kann:

Für die frühen Morgenstunden entschied ich mich für den Pariser Platz. Wenn dort was passiert, sind es Fahrten vom Hotel zum Flughafen. Das werde ich wohl hinkriegen und ich finde dort bestimmt auch jemand zum Wachquatschen. So kam es auch. Ich stand also neben dem Taxi und redete mit dem Kollegen H. darüber, was ich in den letzten beiden Wochen so verpasst hatte (ausser der Fruit Logistica nicht so viel), als ein junger Mann so Ende Zwanzig, Anfang Dreißig mit schwarzer Hautfarbe sich zu uns gesellte. Zuerst erzählte er uns in einem oberlausigen Englisch über sein Geburtsland, ein kleines Land in Afrika und eine ehemalige französische Kolonie, weshalb er jetzt in Frankreich lebe. Und ja, der Anlass seines Besuches in Berlin sei die Berlinale. Ehrlich gesagt haben wir beide nicht viel verstanden. Er war auch etwas angetrunken und sein Englisch war einfach sehr schlecht. Und mein Französisch ist ja inzwischen auch gleich Null. Trotzdem ist man ja höflich und tut zumindest so, als würde man zuhören. Und er war auch ein sympathischer Kerl. Das alles dauerte mindestens 10 anstrengende Minuten.

Aber plötzlich wollte er auch Taxe fahren. Das Berghain war sein Ziel. Obwohl ich zwar nur an zweiter Position stand, wollte er unbedingt mit mir fahren. Ein Blick zum Kollegen. Der schien eher froh zu sein.

Und bei einer ATM sollten wir noch anhalten. Ich hatte eine im Visier, die direkt an der Strecke lag. Aber leider gibt es die nicht mehr. "Geschlossen wegen Vandalismus" stand da. Die nächste, die mir in den Sinn kam, bedeutete einen kleinen Umweg, aber was soll's.
Geld abheben klappte und als wir dann am Berghain einliefen, zeigte der Taxameter bedingt durch den kleinen Umweg und die Wartezeiten 16,20.

Ob es für mich okay wäre, wenn er 25 bezahlen würde und ich noch eine mit ihm rauchen würde? Na klar, rauchen (blöde Angewohnheit) wir halt noch eine. So standen wir neben dem Auto und ich versuchte von Neuem, aus seinem Kauderwelsch einen Inhalt herauszuhören.

Aber dann geschah etwas Unerwartetes:
Drei junge Männer kamen aus dem Club und er quatschte sie in fließendem Französisch an. Die hatten sich noch nicht als Franzosen zu erkennen gegeben und ich staunte nicht schlecht, als die ihm in fließendem Französisch antworteten. Meine Nachfrage, ob sie sich kennen würden, wurde verneint. Es waren auch keine Franzosen, sondern Belgier. Erkennen sich französisch sprechende Menschen an der Nasenspitze?

So standen wir inzwischen zu Fünft vor dem Berghain, behinderten etwas den Verkehr und als sie sich in Französisch unterhielten, musste mein Fahrgast etwas gesagt haben, das die Belgier in größte Freude versetzte und sie fingen an zu lachen, sich abzuklatschen. Ich stand etwas ungläubig staunend daneben, aber gleichzeitig war ich auch erleichtert, dass ich meinen Fahrgast offensichtlich in gute Hände gegeben hatte.

Und gleichzeitig wurde mir bewusst, was mir in den letzten zwei Wochen gefehlt hatte.

2 Kommentare:

  1. Antworten
    1. Ja, unglaublich. Lassen sich am frühen Sonntagmorgen vor dem Berghain von einem wildfremden Mann anquatschen. tss,tss,tss.

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