Donnerstag, 20. Februar 2014

Fritz Kühn

Zuerst mal diese Nachricht in der Abendschau:


Wir waren einen Tag später dort und haben ein paar Fotos gemacht und ein kurzes Gespräch mit der Enkelin von Fritz Kühn geführt. Von diesem Fritz Kühn stammt unter anderem die Gestaltung des Brunnens am Strausberger Platz, aber auch weitere Werke, die Bundes- und Weltweit ausgestellt sind. Lest aufmerksam in den Links über sein Schaffen. Einen historischen und "gegenwärtlichen" Bericht über die Hintergründe überlasse ich aber der gelernten Historikerin (aber seit ca. 12 Jahren in einem Beruf tätig, von dem sie leben kann [Anm. M.]) hier im Haus.
Leser dieses Blogs kennen sie als M., heißt eigentlich Monika und ist mit mir verheiratet.
Los geht's:

Fritz Kühn - einer der bedeutendsten deutschen Metallbildhauer - lebte bis zu seinem Tod  1967 in Berlin-Grünau (ehemals Ostberlin). Seine Werke finden sich nicht nur auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, sondern auch in einigen westdeutschen Städten. 1969 würdigte ihn der Louvre in Paris mit einer Gedenkausstellung. Die DDR erklärte sein Werk zum nationalen Kulturgut und dies blieb auch nach der Vereinigung 1990 so.  (http://fritz-kuehn-gesellschaft.de  und bei Wikipedia. Ein Ende der 80er Jahre konzipiertes  Museum wurde allerdings 1991 durch den Berliner Kultursenator zurückgestellt.

Kühn hatte sich bereits 1937 auf einem ehemaligen Gutshof in Grünau, der 1911 in das Eigentum der heutigen Berliner Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft von 1892 e.G. überging, eingemietet. 1958 kaufte er das gesamte Grundstück. Als die Wohnungsbaugenossenschaft nach der Wende Restitutionsansprüche anmeldete, musste Fritz Kühns Sohn Achim nach einem Gerichtsurteil, das Fritz Kühn auf Grund seiner Staatsnähe zu DDR-Zeiten einen unrechtmäßigen Erwerb unterstellte, das Grundstück noch einmal zum damaligen Verkehrswert kaufen. Schaut man sich Fritz Kühns Wirken in der DDR an, wird man wohl schnell erkennen, dass er sicher nicht zu den staatstragenden Künstlern gehörte, sondern durchaus auch "aus der Reihe tanzte". Also eine etwas seltsam anmutende Begründung. Aber das ist sozusagen "Schnee von gestern" und soll hier nicht näher bewertet werden ...

Spannend wird es hinsichtlich des Grundstückteils ohne Gebäude, den Skulpturengarten. Die finanziellen Mittel der Familie reichten damals nicht zum Kauf, jedoch konnte sie ihn von der Genossenschaft pachten.

Aber die entdeckte auch, dass man Grundstücke in Berlin inzwischen profitabler verwerten kann. Die Pläne der Fritz-Kühn-Gesellschaft, dort ein Museum einzurichten scheiterten am 17. Februar 2014 endgültig. Der Verein hatte 300.000 EUR bereits durch Zuwendungen gesichert, jedoch betrug der von der Wohnungsbaugenossenschaft geforderte Preis 790.000 EUR. 
Viele Berliner und Bundespolitiker überschlugen sich mit Fritz Kühn würdigenden Worten, nur wirklich voranbringende Taten fehlten leider ... Von der Zwangsräumung bedroht, fand sich nicht mal ein Plätzchen zur Zwischenlagerung der Skulpturen in Berlin

Es gibt nun Verhandlungen mit einer Institution über eine Zwischenlagerung der Skulpturen ausserhalb Berlins. Ein Teil der Kunstwerke steht momentan noch auf dem Gelände der Werkstatt. 

Übrigens hat der ehemalige Kulturstaatssekretär André Schmitz auch Versprechungen gemacht, (pdf. Startet automatischen Download) die allerdings nicht erfüllt wurden, was eher nicht an seinem Rücktritt vor ein paar Tagen lag. Die gestrige Meldung, dass Herr Schmitz vom Rücktritt zurücktritt und noch doch eine Menge Geld vom Senat sehen will, lässt uns allerdings hoffen, dass bald noch mal einige Euros zum Fonds der Fritz-Kühn-Gesellschaft für ein Museum hinzukommen. Schmitz ließ verlauten, er würde das Übergangs-/Ruhestandsgeld spenden. Wird er nun doch noch sein Versprechen erfüllen können ... :-) ?


Und nun ich wieder mit ein paar Bildern der übriggebliebenen  Skulpturen:
(Das ganze Heckmeck ist für mich ein einzigartiges Armutszeugnis für die Berliner Kulturlandschaft und den Senat.)





Um dieses Grundstück ging es bei der Zwangsräumung

Kosmische Kreise von Fritz Kühn




Außerdem möchte ich noch auf den Sohn Achim von Fritz Kühn hinweisen, der heute die Werkstatt und die Schmiede zusammen mit seinem Sohn weiterbetreibt. Und auch seine Tochter ist beteiligt und künstlerisch aktiv.  

Dort sind die Aufnahmen von den Skulpturen der Metallkünstlerfamilie mit freundlicher Genehmigung der Familie Kühn entstanden.

Weitere Bilder, auch von der näheren Umgebung (am Rande der Taut'schen Gartenstadt) wie immer im Online-Album.

6 Kommentare:

  1. OK "M", jetzt habe ich dich erwischt! Jetz is Kriech!! ;-) Du kannst nämlich erzählen, was du willst, von wem du willst oder aus welchen Zeiten auch immer, aber: Es gibt keine ehemalige DDR! Es ist leider sehr schade, daß auch du auf diese Formulierung hereingefallen und eingestiegen bist, gerade als Fachfrau! Lassen wir die Tatsachen sprechen: Wann soll wohl die ehemalige DDR stattgefunden haben? Ich vermute mal, zwischen 1949 und 1990. Das ist aber falsch, denn in dieser Zeit existierte die "DDR", nicht die "ehemalige DDR". Nun wäre noch die Version, daß sie ab 1990 existierte, was aber auch falsch ist. Nach 1990 gab es überhaupt nichts mehr mit dem Namen DDR. Möglich wäre allerdings, daß man mit "ehemalige DDR" das ehemalige Gebiet der DDR meint. Damit wäre ich einverstanden, allerdings muß man das dann auch sagen!Aber auch hier würde Geschichte geklittert, denn Fritz Kühn sowie auch alle anderen ostdeutschen Künstler waren nicht auf dem ehemaligen Gebiet der DDR tätig, sondern in der DDR und hier wiederum ganz gewiß nicht in der ehemaligen, sondern der damals gegenwärtigen DDR. Ich gebe zu, daß dieses Sprachproblem etwas diffizil ist, aber am Ende jeder Überlegung kann nur stehen: Es gibt und gab keine "ehemalige DDR".
    Sorry.

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  2. Nochmals Sorry! Es kann sein, daß ich zu schnell geschossen habe, weil ich den Begriff "ehemalige DDR" las. Erst jetzt fiel mir auf, daß M "Gebiet der ehemaligen DDR" schrieb. Sie war also schon auf dem richtigen Weg, nur leicht falsch formuliert. Den leichten Fauxpas kann ich hinnehmen. Also nochmals Sorry. ;-(

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  3. @Bernd
    Ach leider bin ich keine Fachfrau für DDR-Geschichte und keine für Semantik. Deine Erläuterungen zu dem Begriff "ehemalige DDR" in Ehren, aber uns ging es im Post nicht um "Nebenkriechsschauplätze" wie z. B auch die Beurteilung des Gerichtsurteiles. Deshalb mein lapidares "Schnee von gestern" als ironische Bemerkung,
    Worum es wirklich geht, ist doch, wie mit dem Werk eines allseits anerkannten Künstlers umgegangen wird, nämlich echt schäbig.
    Übrigens, ich habe die Enkelin von Fritz Kühn so verstanden, dass die Zwischenlagerung gesichert ist, aber eine dauerhafte Lösung noch nicht in Papier und Tüten. Es gibt aber wohl Hoffnung.

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  4. Auch @Bernd
    Es ist im Hause durchaus bekannt, dass du dir die "ehemalige DDR" auserkoren hast, um dich daran abzuarbeiten.
    Wie aber M. schon erwähnt hat, darum geht es hier nicht.
    Hast du denn vielleicht einen konstruktiven Beitrag zum Thema "Sind DDR-Künstler weniger wert?" auf Lager?

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  5. Ja, DDR-Künstler sind weniger wert. Zumindest einige (Olaf Berger, Hans-Jürgen Beyer, Hauff & Henkler).

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