Freitag, 1. November 2013

Über kategorische Fokusse

Ich habe meinen Lieblingskollegen mal wieder getroffen. Und dieses Mal hatten wir ausreichend Zeit, uns ausführlich auszutauschen.

Zentrales Thema natürlich unser gemeinsamer Stadtteil Kreuzberg. Er wohnt seit 40 Jahren im Wrangelkiez und ist in Berlin-Reinickendorf aufgewachsen. Ich lebe nun seit 30 Jahren im Graefekiez. (Und bin in Schwaben aufgewachsen.)

"In den letzten Jahren sind so viele Menschen aus Provinzstädten nach Berlin gezogen, die das Prinzip des Miteinander in der Großstadt nicht verstanden haben und sich durch Kamikaze-Radfahren, als Rentenzahleraufzüchtler, als Mensch mit Kohle in der Tasche und was nicht alles, für bessere Menschen halten, als der gemeine daher gelaufenen Berliner. Der hat doch eh keine Ahnung und ist dumm und ungebildet. Und mit Geld umgehen kann er sowieso nicht. 
In der Großstadt muss man den Fokus einfach etwas weiter aufziehen und schauen was links und rechts noch so passiert. Und sich dementsprechend verhalten. So habe ich den kategorischen Imperativ verstanden."

Boah, ich hätte nie gedacht, dass ich an der Taxihalte mal mit Kant konfrontiert werde, geschweige denn, dass ich mich mit dem kategorischen Imperativ auseinander setzen muss.

Aber ich unterschreibe jedes seiner gesagten Worte.

Was ich nicht unterschreibe ist seine folgende Aussage:

"Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber das ist nicht mehr mein Kiez."

(Und nein, ich möchte hier jetzt nicht über Kant diskutieren.)

(Und ja, auch ich war mal ein Neu-Berliner. Aber von vornherein bemüht und Willens mich den neuen Lebenssituationen anzupassen. Und nicht umgekehrt.)






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