Die Dame mit dem kleinen Jungen an der Hand öffnete vorsichtig die Beifahrertür:
"Wir wollen nur eine ganz kurze Strecke fahren. Sollen wir lieber weiter hinten einsteigen?
"Kommen Sie rein, kurze Strecken gehören zum Alltag. Ich fahre, wie es kommt."
"Ich habe aber immer ein ganz schlechtes Gewissen, wenn ich so was mache. Sie stehen doch bestimmt schon ziemlich lange hier. Und dann nur diese kurze Strecke."
"Gute Frau, Ihr schlechtes Gewissen in Ehren, aber erstens stehe ich gerade erst 5 Minuten hier rum und zweitens spielt das sowieso keine Rolle. Das gehört zum Job. Und drittens, wenn Sie das schon fragen wollen, dürfen Sie nicht gleich beim ersten die Tür öffnen. Sonst glauben die hinteren nämlich, dass ich Sie abgelehnt hätte und das kann böse enden. Wir haben eine Beförderungspflicht. Rein theoretisch könnten die hinteren mich dann anzeigen."
"Aha. Das mit der Pflicht wusste ich noch nicht. Diese ganze Problematik hat mir in Berlin mal ein Kollege von Ihnen erklärt. Wenn man in einer Bäckerei nur ein Brötchen kaufe, würde man ja auch nicht abgewiesen, mit dem Hinweis, dass da doch so viele andere rumliegen würden. Ich habe aber trotzdem immer ein komisches Gefühl."
Sie kamen mit Gepäck aus einem Hotel und wollten zum ICC. Mit 2 Koffern - und einer Tragetüte. Die Aufschrift ließ vermuten, dass sie sich einen Besuch beim Lecker-Schweinereien-Dealer um die Ecke gegönnt hatten. Natürlich habe ich ihnen auch von meinem Besuch dort vorgeschwärmt und sie waren meiner Meinung.
Nette, aufgeschlossene Fahrgäste, mit denen man sich angeregt unterhalten konnte. Was wir auch getan haben.
Nach dem Bezahlen (mit ordentlich Trinkgeld) kramte der Herr noch in einem der Koffer:
"Hier, noch für Sie"
Das nenn' ich mal eine nette Geste. Es muss nicht immer nur Bares sein.
Diesen Countdownzähler vor einer Botschaft in der Tiergartenstraße hatten wir schon. Der war Thema eines meiner gefürchteten Bilderrätsel. ;-)
Kurz habe ich überlegt, daraus jetzt noch einmal ein Rätsel zu machen. Das wäre aber viel zu leicht. Zumindest wenn man sich die Auflösung anschaut. Dann nur noch mit den Stichworten eine Suchmaschine fragen.
Lassen wir mal diese Boulevardthemen. Für mich wäre es wichtiger, dass Herr Gauck vor seiner nun beschlossenen Wahl mal Stellung nimmt zu den Themen, die gerade überall durchgekaut werden.
Der ein oder andere Berlin Kenner wird sich angesichts dieses Fotos denken:
Das kenne ich doch. Nur ein bisschen anders. Genau, etwas fehlt da. Hmm, ach ja, ein paar Bäume.
Die Linden auf dem "Prachtboulevard" Unter den Linden wurden letzte Woche zwischen Glinkastraße und Friedrichstraße abgeholzt. Sie mussten einem U-Bahnhof für eine neue Linie, die kein Schwein braucht, weichen.
Die nächsten 7-8 Jahre wird der Boulevard dann durch Baustellen und Verkehrschaos entstellt werden.
Ob das in Einklang mit den angestrebten Tourismuszahlen steht?
Ob das den Touristen gefällt?
Der Straßenname wurde anscheinend schon angepasst. (Tagesspiegel)
Kaum sind die Schlangen an den Ticketcountern der Berlinale passé gibt es eine neue.
Die sogenannte Richter-Schlange.
Zu sehen sind in der Neuen Nationalgalerie Bilder von Gerhard Richter anlässlich seines 80. Geburtstages.
Ich als eigentlicher Kunstbanause freue mich auf nächsten Dienstag. Da haben wir nämlich übers Internet Karten für diese Ausstellung gekauft. Und ich hoffe mal, dass wir uns dann nicht in solch eine Schlange einreihen müssen.
Die Schweizer Kunden, die ich dorthin brachte, hofften auch auf einen schnellen Zugang, da sie Presseausweise hatten. Da habe ich so meine Zweifel.
Hier noch ein kleiner Film zur Ausstellung auf der Ausstellungsseite.
Ich musste ein bisschen überlegen, ob ich die folgende Story veröffentliche. Vorteilhaft schneide ich dabei nämlich nicht ab. Aber sei's drum. Hier:
Am Sonntagmorgen sehr früh das Taxi "bezogen" und losgedüst. Es war dunkel und regnete. Die Wischerblätter zogen einen schmierigen Film auf die Windschutzscheibe, schlechte Sicht heute. Ich kam nicht weit, schon am Watergate standen nur drei Taxen rum und solch eine Gelegenheit lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Aber verdammt, die Wischerblätter schmieren aussergewöhnlich. Dabei hatte ich Cheffe gebeten, da mal was zu unternehmen. Ich war jetzt Erster an der nicht ganz legalen Halte und ein paar Touri-Nachtschwärmer hatten schon die Tür geöffnet. Da bemerkte ich erst, warum die Sicht so extrem schlecht war:
Ich hatte ein Brillenglas verloren.
Wo verdammt nochmal ist die Ersatzbrille? Nicht gefunden. Und den Kunden durch die Brille hindurch am Auge kratzend bedeutet, dass ich sie leider doch nicht transportieren könne. Und ab nach Hause.
Aber Glück im Unglück. Ich kam nach dem Brillentausch am Kottbusser Tor vorbei und hörte die Säule der dortigen Halte piepen. Na egal, dort stehen sowieso immer einige Kollegen rum. Nee, diesmal nicht. Da war keiner. Der Anrufer war hartnäckig und es gelang mir noch den Anruf anzunehmen. Ging dann nach Tegel.
2. Das war tatsächlich nicht so einfach. Ich bin mit Ostbahnhof und Cruisen entlang der Tram- und Buslinien letzten Endes gut gefahren. Bloß nicht in Mitte vor den Hotels sich die Reifen platt stehen wie so viele andere Kollegen. Dort hat sich der Streik überhaupt nicht ausgewirkt. Ich bin ab und zu dort vorbeigekommen und konnte angesichts der Schlangen auf den Halten nur den Kopf schütteln.
3. Der Verkehr war seltsamerweise auch nicht stärker als sonst.
4. Einer Tour zum Olympiastadion habe ich keine Chance gegeben.
5. War nur einmal der Fall.
6. Nur ein paar Touristen.
Am Sonntag war natürlich der Streik DAS Thema an den Halten. Die einen (wie ich) schwärmten vom dicken Umsatz, die anderen, besonders die Stammfahrer der Hotels in Mitte und City-West, jammerten rum.
Ehrlich liebe Kollegen/innen, ihr müsst euch mal ein bisschen locker machen und nicht immer nur auf eure Stammhalten bestehen. Ihr seid doch Taxifahrer für ganz Berlin und nicht nur fürs Hilton oder Adlon. Aber manch einer ist sich ja zu schade, sich nach Friedrichshain oder Kreuzberg zu begeben. Von Neukolln wollen wir gar nicht erst reden.
Erläuterung für Auswärtige: Das bedeutet, dass die Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen bestreikt werden. Die S-Bahn ist nicht betroffen. Das ist ein anderer Verein.
Ich schildere hier kurz meine spontanen ersten Gedanken als Taxifahrer zu dieser Nachricht in ihrer auftretenden Reihenfolge:
1. Lecker.
2. Wo positioniere ich mich? Umsteigebahnhöfe von S- zu U-Bahn? An U-Bahnhöfen? Oder völlig egal?
3. Einen Scheissverkehr wird das wieder geben.
4. Bloß mittags keine Tour raus zum Olympiastadion. Dort tritt der aktuelle Fußballbundesliga Tabellenführer an. Mega Stau zu erwarten.
5. Vorsatz: Bei jeder Tour, bei der ein Fahrgast eine Fahrt zur nächsten S-Bahn Station wünscht, welche innerhalb von 2 Kilometern zu erreichen ist, UNAUFGEFORDERT Kurzstrecke drücken.
Der Fahrer dieses BMW Classic Cars war sehr gesprächig und hat mir auch die Typen-Bezeichnung genannt. Aber ich habe (mal wieder) nicht richtig zugehört. Jemand 'ne Ahnung?
BMW Oldtimer fahren zur Zeit einige in Berlin rum. Ist ja Berlinale und BMW gehört zu den Hauptsponsoren.
Schönes Auto, aber bei diesem Wetter hätte ich ihn nicht von München nach Berlin fahren wollen.
Und zur Eriinnerung: In meiner Verwandtschaft tummelt sich ein noch älteres? Modell von BMW.
Die drei spanischen Damen mittleren Alters, die ich um 9 Uhr morgens von ihrem Hotel in Mitte zum Flughafen Tegel fuhr, zerrten mächtig an meinen Nerven. Durcheinander, übereinander, gleichzeitig, in einem kreischenden, ja für meine mitteleuropäisch geschulten Ohren fast hysterischen Tonfall, dazu in einer sehr hohen Stimmfrequenz und Lautstärke, quasselten sie vom Beginn der Fahrt bis zum Gate. Und das um diese Uhrzeit.
Bei einem Fahrpreis von 19,40 € hätte ich die 60 Cent zu dem Zwanziger, den sie mir gegeben haben gerne genommen - nicht als Trinkgeld, sondern als Schmerzensgeld für meine Ohren.
Habe ich aber nicht gekriegt.
Ich weiß ja auch nicht, warum man eine Fahrt nach Kreuzberg extra noch begründen muss, aber es gibt halt solche Menschen.
"Sie sind aber auch kein Ur-Berliner."
"Nee, aber ich lebe nun seit 27 Jahren in der Stadt."
Er schaute mich prüfend von der Seite an und meinte:
"Dann sind Sie also auch einer von denen, die sich in Berlin vor dem Wehrdienst gedrückt haben."
Oh, wie ich das hasse.
"Nein, ich habe ganz normal meinen Zivildienst gemacht und bin Jahre später erst nach Berlin gezogen. Im Zivildienst habe ich viel gelernt für's Leben. Z.B. den Umgang mit behinderten Menschen."
Aber er hatte mich jetzt verärgert und wes Geistes Kind er war, war nun auch klar.
"Da an der nächsten Kreuzung gibt es eine Ecke "Rudi-Dutschke-Straße/Axel-Springer-Straße. Ich nenne es immer die Versöhnungskreuzung."
"Es gibt hier eine Rudi-Dutschke-Straße? Das kann es ja nur in Kreuzberg geben."
Sein Kopf lief dunkelrot an und seine Stimme wurde laut, sehr laut. Na gut, erzählste ihm jetzt nicht auch noch, dass es darüber sogar einen Bürgerentscheid gab und dass ich natürlich für diese Namensänderung gestimmt hatte. Sonst kollabiert der mir hier noch. Wir haben den Rest der Strecke schweigend hinter uns gebracht.
Für die jüngeren Menschen unter uns: Es stimmt. Bedingt durch den Sonderstatus von West-Berlin musste man hier keinen Kriegsdienst absolvieren. Es gab ja keine bundesrepublikanischen Truppen in West-Berlin. Es reichte, seinen Erstwohnsitz nach Berlin zu verlegen. (Man durfte sich aber nicht allzulange im Bundesgebiet aufhalten. Sonst kamen die Feldjäger.) Und so einige haben das aus genau diesem Grund auch getan. Aber einfach so aus dem hohlen Hirn Bauch heraus jemandem Drückebergerei zu unterstelllen, dazu muss man... nee, ich bin schon ruhig.
Ärgern tut mich das aber jedesmal von neuem.
Und nochmal für die Jüngeren:
Zu meiner Zeit gab es noch so etwas wie eine Gewissensprüfung. Denn nur aus Gewissensgründen durfte man verweigern. Und das muss man sich ungefähr so vorstellen.
Früher habe ich mich immer gewundert, wieso die Taxifahrer immer so besessen die Scheiben ihrer Taxen putzen. Und im Sommer finde ich das manchmal immer noch seltsam.
Bei den momentanen Witterungsbedingungen ist es aber unabdinglich, dieses Zubehör.
Am Sonntag habe ich drei Mal die Fußmatten und den Kofferraumdeckel gereinigt, bis ich dann doch resigniert habe.
Der Kollege, auf dessen Dach diese Flasche stand, hatte aber die falsche Taktik. Obenrum sauber und untenrum noch dreckig, wurde er in seinem Putzeifer durch neue Kunden unterbrochen. Sah irgendwie komisch aus.
Noch bevor die goldene Abreisewelle in Mitte begann, habe ich noch eine Vorbestellung am Schlesischen Tor ergattert. Ein älteres Ehepaar wollte per Flieger (TXL) nach Almeria in Spanien fliegen. Direkt scheint das von Berlin aus nicht zu gehen und so waren sie glücklich, einen Flug mit Zwischenstopp auf Palma de Mallorca erwischt zu haben.
"Bloß nicht über München, da liegt um diese Jahreszeit immer so viel Schnee."
Wie schon im Vorjahr, so sorgte auch gestern die Verleihung der Goldenen Kamera für goldene Umsätze bei den "Mitte-Fahrern" unter den Berliner Taxlern. Ich habe irgendwann aufgegeben, mitzuzählen wie oft ich nach TXL gefahren bin.
Und das, obwohl vor dem Adlon jede Menge Limousinenservice zu Verfügung stand.
Seit [Update] neun Jahren verdiene ich mir nun mein Geld durch Taxifahren in Berlin. Die eine oder andere Geschichte aus diesem seltsamen Leben verdient es aufgeschrieben zu werden. Zugegeben, sprachlich ziemlich ungeschliffen, aber ich werde mir Mühe geben und vielleicht kommt's ja mit der Zeit.